Mythologisches Lexikon – T

Tanngnjost und Tanngrisnir: >Zahnknisterer< und >Zahnknischer<, die Böcke, die ThorsStreitwagen vorgespannt sind.

Thekk: Ein Erdzwerg.

Thjalfi: Sohn eines Bauern, Bruder der Röskwa. Weil er sich nicht an Thors Anweisungen hält, müssen beide Geschwister ihm dienen. Thjalfi wird sein Begleiter auf den Reisen nach Jötunheim, er läuft mit Hugi um die Wette, er vernichtet Mökkurkalfi und hilft Hrungnir zu überlisten.

Thjazi: Ein mächtiger Frostriese, Sohn des Ölwaldi und Vater der Skadi. Er entführt Idun samt ihren Äpfeln, findet aber eben dadurch den Tod: als er in Adlergestalt den Loki verfolgt und dieAsen ihn mit loderndem Feuer vom Himmel Asgards holen. Odin hat Thjazis Augen zur Buße an den Himmel geworfen.

Thökk: >Dank<, die Riesin, die als einziges Lebewesen sich weigert, den toten Balder „aus der Hel zu weinen“. Sie soll kein anderer als Loki selbst sein, der dadurch erreicht, dass Balder bis zu den Ragnarök in der Totenwelt bleiben muss.

Thor: >Der Donnerer<, der stärkste von allen Göttern und Menschen, der Gewitter – und Wettergott (Bei den Seefahrern), der Fruchtbarkeitsgott (bei den Bauern), der große BeschützerMidgards.

Thor ist der Sohn Odins und der Jörd, der personifizierten Mutter Erde. Signifikant ist sein feuerroter Vollbart. Seit seinem Kampf gegen Hrungnir, hat er ein Stück dessen Schleifstein im Schädel stecken. Mit seiner Gemahlin Sif zusammen hat er zwei Kinder, die Tochter Thrud und den Sohn Lorride; sein Stiefsohn ist Ull. Mit der Riesin Jarnsaxa hat er zwei Söhne, Magni undModi. Des „Asenthors“ Wohnsitz in Asgard heißt Thrudheim, und der überaus geräumige Saal darin Bilskinir.

„Wagen – Thor“ heißt er auch, wegen seines Gefährts, das von den Böcken Tanngnjost undTanngrisnir gezogen wird. Niemals kommt er, wie Odin, reitend vor: Thor fährt entweder oder er geht zu Fuß. Drei Kleinode sind in seinem Besitz, der Streithammer Mjöllnir (sein berühmtestes Attribut), der Kraftgürtel Megingjardar und die Eisenhandschuhe. Auf seinen vielen Fahrten nachJötunheim leisten ihm diese Wunderwaffen unschätzbare Dienste, vor allem im Kampf gegen Riesen und Trolle. So tötet er mit Mjöllnirs Hilfe (und gelegentlich auch der seines GefährtenThjalfi) den Geirröd, Hrungnir, Hymir, Riesenbaumeister, Skymir, Thjazi und Thrym. Getäuscht wird er lediglich von Utgard – Loki. Er selbst vermag den Alwis zu überlisten. An der Ergreifung Lokis ist Thor maßgeblich beteiligt.

In den Episoden um Hymir und Utgard – Loki misst er seine Kräfte mit denen derMidgardschlange; bei Weltuntergang (Ragnarök) tötet er dieses Ungeheuer, geht aber zugleich nach neun Schritten an deren Gift zugrunde.

Skaldenpoetik: „Wie umschreibt man Thor? – Man nennt ihn Sohn Odins und der Jörd, Vater Magnis, Modis und der Thrud, Mann der Sif, Stiefvater Ulls, Regierer und Besitzer dse Mjöllnir, des Kraftgürtels und des Bilskinir, Verteidiger von Asgard und Midgard, Feind und Töter der Riesen und Riesenweiber, Besieger des Hrungnir, Geirröd, Thriwaldi, Herr des Thjalfi und der Röskwa, Feind der Midgardschlange, Pflegevater des Wingnir und der Hlora (Thule Band 20).

Thora: Gemahlin des Dag (>Tag<) und somit Schwiegertochter der Nott (>Nacht<). Mutter desAm.

Thorin: Ein Erdzwerg.

Thridi: >Dritter, Dritt<, Beiname Odinsund einer der drei Auskunft gebenden Könige in GylfisBetörung“.

Throin: Einer der Erdzwerge.

Thror: Einer aus der Sippe der Erdzwerge.

Thrud: >Stärke, Gewalt<, eine der Walküren.

Thrud: Eine Tochter Thors und der Sif. Sie erscheint im Alwislied.

Thrudgelmir: >Kraftlärmer<, einer der ältesten Riesen, Sohn des Aurgelmir (Ymir) und Vater desBergelmir, dessen Familie die urzeitliche Flutkatastrophe überlebte.

Thrudheim: >Kraftheim<, auch Thrudwang genannt, der Wohnsitz des Asen Thor und dessenFrau Sif. Hier findet sich der Saal Bilskinir.

Thrym: Ein König der Jöten, der Thors Hammer gestohlen und ihn acht Meilen unter der Erdeversenkt hat; er will ihn erst herausgeben, wenn er Freyja zur Frau bekommt. Verkleidet als die Göttin samt Dienerin überlisten ihn Thor (der sich eigens dafür mit dem Brisingamen schmückt) und Loki; Hammer Mjöllnir tut wieder gute Dienste.

Das Thrymlied ist entschieden jüngeren Datums; Snorri erwähnt diese Mythe nicht.

Thrymheim: >Lärmheim<, Wohnsitz der Asin Skadi in den Bergen, wohin sie sich nach dem Scheitern ihrer Ehe mit Njörd (Ynglinga saga) zurückzieht und sich später mit Odin vermählen wird.

Thund: Der Fluss, der Walhall umströmt und von den Einherjern nur mühsam überquert werden kann.

Thund: Ein Beiname des Odin.

Thurse: >Riese<. Th (Thurisaz) ist das dritte Runenzeichen im „Futhark“ (dem nordischen Runenalphabet) und steht für Thurse, im Astenglischen für thorn, >Dorn<. In beiden Sprachen handelt es sich zugleich um ein magisches Abwehrzeichen. Siehe auch unsere Runenseite. Belegstellen für „Thurse“ siehe bei Riesen. Thursenheim steht für Jötunheim.

Thwiti: Steinplatte, Felsen. An einem solchen liegt Fenrir angepflockt, bis er sich in den Ragnaröklosreißt.

Tiu: Südgermanischer Name Tyrs. Auch Tiwaz.

Tote: Siehe bei Einherjer, Hel, Odin, Wal, Walhall, Windheim.

Trolle: Destruktive elementare Kreaturen und Nachtgeister, die mit den Riesen verwandt sind und hauptsächlich in Jötunheim leben. Sie haben grob humanoide Gestalt. Werden sie dem Licht derSonne ausgesetzt, versteinern sie. Der Ase Thor ist ihr erklärter Gegner. Der Glaube an Trolle hat auf Island bis heute (inoffiziell) überlebt.

Trug: Siehe Sköll.

Tungl: >Gestirn<, ein anderer Name Manis.

Tyr: Ursprünglich der Gott des Krieges und des Zweikampfes, dem Mars der Römer vergleichbar; später durch den Odinsmythos verdrängt. Ebenso ist er der Herr der Eide und des Rechts. Er steht auch für den Mut. In beiden Edden steht er für den Schlachtensieg: „Auf den Schwertknauf schneide Siegrunen, auf die Blutrinne und des Rückens Breite, und rufe zweimal zu Tyr“ (Thule Band 2). Die T– Rune (Tiwaz) im Futhark (dem nordischen Runenalphabet) steht für Tyr. Siehe dazu unsere Runenseite.

Der Ase ist ein Sohn Odins und der Frigg, Bruder des Balder , Bragi, Hermod und Höd. Seit ihm Fenrir die rechte Hand abbiss, die er zum Pfand ihm in den Rachen stecken musste, heißt er„der Einhändige“. G. Dumezil äußert sich über Tyr: „Wir wissen heute wer Tyr ist: Neben dem großen Zauberer Odin repräsentiert er den anderen Aspekt der zweigeteilten Souveränität … Er ist der Rechtssouverän“. Des weiteren schreibt er, dass in der römischen Sage von Mucius Scaevola und in anderen indoeuropäischen Überlieferungen, der Gott, der selbst für das Recht zuständig ist, zur Bewahrung der kosmischen Ordnung einen Verrat begehen und das Recht brechen muss– er verlöre dadurch seine Schwurhand.

Mit Thor zusammen zieht Tyr zu Hymir (Hymirlied). In den Ragnarök töten sich Tyr und Garmgegenseitig.

Skaldenpoetik: „Wie umschreibt man Tyr?– Man nennt ihn den Einhändigen Asen, des WolfesPflegevater, Gott der Kämpfe, Odins Sohn“ (Thule Band 20)