Mythologisches Lexikon – O

Od: >Erregtheit, Wut<, der Gatte der Liebesgöttin Freyja, mit der er zwei Töchter, Hnoss und Gersemi, zeugte. Er verließ alle drei und zog in ferne Länder. Freyja weint ihm Tränen aus rotem Gold nach. Od verweist etymologisch auf Odin. Es ist möglich, dass beider Namen„nur dem Alter nach verschiedene Bezeichnungen für ein und denselben religiösen Begriff waren“(Jan de Vries).

Odin: Die oberste Gottheit der nordischen Mythologie – und eine der vielschichtigsten. Dies geht auch aus Odins etwa 50 Beinamen hervor. Zwei seiner Hauptfunktionen werden in der Snorra Edda herausgestellt: der Allvater (damit Haupt der dreizehn Asen) und der Walvater(d.h. der Totenführer, der den Einherjern die Plätze Walhall und Wingolf zuweist). Zuvor kommt Snorri auf Allvater als den Schöpfergott zu sprechen: Odin, der Erde, Himmel und dieMenschen geschaffen hat (und zuvor bei den Reifriesen gewesen ist, siehe Snorris Gylfaginning). Odin zeigt sich nicht nur als „Ordner des Weltgeschehens“ (Eduard Neumann), sondern auch als Totengott, Gott der Gehängten, Kriegsgott, Gott der Ekstase, oberster Schamane und Runenmeister („Halsschmuck und Ringe gab Heervater, für Zukunftswissen und Zauberkunde: weit sah ich, weit die Welten alle“; Wöluspa, Strophe 24), als Gott der Weisheit und der Dichtkunst.

Im Grimnirlied prüft er, gehüllt in einen dunkelblauen Mantel, König Geirröd auf seine Gastfreundschaft. In der Wölsungensaga tritt er als einäugiger Krieger mit herabgezogenem Schlapphut und blauem Mantel auf, in der Hand den Speer Gungnir. Seine weiteren Attribute sind der Ring Draupnir, die sprechenden RabenHugin und Munin, die Totenwölfe Geri und Freki, vor allem aber das achtbeinigeAsenpferd Sleipnir.

Von seinem Hochsitz Hlidskjalf (im Saal Walaskjalf) überblickt Odin alle neun Welten. Er empfängt in Walhall, das man sich in Gladsheim denken muss, und er besucht Frigg in Fensalir und Saga in Sökkvabekk.

Wie jedermann hat Odin Verwandtschaft: seine Eltern sind Bor und die Thursin Bestla, seine Brüder Wili und We, seine Ehefrau Frigg, ihrer beiden Söhne der Lichte Balder, der SkaldengottBragi und der blinde Höd. Beim Weltuntergang (Ragnarök) verschlingt ihn der dämonischeFenrir, woraufhin ihn sein Sohn Widar rächt und lediglich seine beiden Söhne Balder und Höd kehren aus der Hel in die neue Welt zurück.

Einer der interessantesten Aspekte Odins ist der umfassend schamanistische: Er vermag jederzeit die Gestalt zu wechseln, im Nu weit entfernte Länder und Welten aufzusuchen (Sleipnir als Schamanenpferd), durch ein Wort das Feuer zu entfachen und zu löschen oder das Meer zu beruhigen, durch den Runenstab sich die Rind gefügig zu machen; und er vermag die Toten aufzuwecken und das Schicksal der Menschen vorherzusagen. „Alle diese Künste lehrte er durch Runen und solche Lieder, die man Zauberweisen nannte“ (Snorris Heimskringla, Kapitel 7 der Ynglingasaga). Dieser mythisch – magische Bereich wird in den beiden Edden durch drei bildhafte Motive ausgedrückt: einmal durch den Mimisbrunnen, „ich weiß Odins Auge verborgen in Mimirs Quell, dem märchenreichen; Met trinkt Mimir allmorgendlich aus Walvaters Pfand – Wißt ihr noch mehr?“ (Wöluspa, Strophe 23), dann durch die Gewinnung des Skaldenmets, der Odin selbst aufs höchste poetisch begabt; und schließlich durch das Hängeopfer, durch das Odin, an die Weltenesche Yggdrasil gehenkt und mit seinem Speer Gungnir geritzt, zum Runenleser und Zaubermeister wird. „Ich weiß, dass ich hing am windigen Baum neun Nächte lang, mit dem Ger verwundet, geweiht dem Odin, ich selbst mir selbst, an jenem Baum, da jedem fremd, aus welcher Wurzel er wächst.“… (Thule Band 2, Nr. 26 Odins Runengedicht; oder Liederedda, Lied Nr. 25b). Abschließend kann man noch erwähnen, das Odin im christlichen Mitteleuropa als der Herr der „wilden Jagd“ gilt.

Odrörir: >Erreger des Geistes<, nach Snorri ein Kessel, in dem die Zwerge Fjalar und Galardas Blut des getöteten Kwasir auffingen und, mit Honig versetzt, daraus Skaldenmet brauten. Snorri spricht von insgesamt drei Gefäßen, in denen dieses Elixier aufbewahrt wurde (Bodn, Son); von Namen her scheint allerdings Odrörir das Getränk selbst zu sein.

Oheim: Altes Wort für Onkel.

Ölwaldi: Ein Riese, Vater von Thjazi, Gang und Idi und Großvater der in den Kreis der Asenaufgenommenen Skadi. Er gilt besonders reich an Gold, so dass den Söhnen die Erbteilung schwer wurde.

Örmt: Siehe Körmt.

Ofnir: Eine der Schlangen im Brunnen Hwergelmir, die an einer der WurzelnYggdrasils nagt.

Ofnir: (>Die Webende<), auch ein Beiname des Odin.

Oin: Ein Erdzwerg.

Okolnir: >Kühler Grund<, ein Bezirk in Gimle auf dem dritten Himmel Widblain, auf dem sich die Bierhalle Brimnir erhebt.

Omi: Der siebte Beiname Odins.

Onar: Einer der Erdzwerge.

Ori: Einer aus dem Stamm der Erdzwerge.

Ori: Ebenfalls der Name eines Felszwerges.

Oski: Der sechste Beiname Odins.

Oskopnir: Ein Eiland, die Walstatt (Kampfplatz) beim Weltuntergang (Ragnarök), vermutlich identisch mit dem Feld Wigrid.

Otr: >Otter<, ein Sohn des Hreidmar, Bruder von Fafnir und Regin. Auf ihn geht die Kenning„Otterbuße“ (für Gold) zurück. Gott Loki, der ihn tötet, als er in Gestalt eines Fischotters gerade einen Lachs verzehrt, muss zur Sühne eine Menge Gold beschaffen, so viel, wie in den Otterbalg hineingeht. Er holt sich das Gold bei Andwari und handelt sich dabei einen Fluch ein, der Hreidmars Sippe zerstört.

Ottar: Ein König aus dem schwedischen Geschlecht der Ynglinge. Die Ynglinga saga berichtet von seiner Fehde mit Frodi und dass er in einer Seeschlacht im Limfjord gegen die Dänen gefallen sei.