Mythologisches Lexikon – N

Nacht: Siehe Nott.

Nagezahn: Siehe Ratatosk.

Nagelfar: >Nagelschiff<, nach der Volksetymologie ein aus den Nägeln der Verstorbenen erbautes, riesengroßes, schwarzes Totenschiff. Beim Ragnarök wird es von der Midgardschlange aus seinem Ankerplatz gerissen. Mit dem Steuermann Loki bringt es MuspellsSöhne“ (die Feuerriesen bzw. auch Reifriesen) und die Legionen der Hel nachAsgard zum Kampf gegen die Asen.

Nach dem Volksglauben wird immer dann, wenn einem Toten die Nägel nicht abgeschnitten werden, der Bau dieses Fahrzeugs gefördert – was weder Götter noch Menschen wünschen können.

Naglfari: Der erste von den drei Männern der Nott (>Nacht<); er zeugte mit ihr den Aud.

Nain: Ein Erdzwerg.

Nal: Siehe Laufey.

Nanna: Tochter des Nepr oder Nökkvi, die Frau Balders, Mutter des Asen Forseti. Sprichwörtlich und tragisch ist ihre Gattentreue; vor Schmerz über seinen Tod stirbt sie bei Balders Leichenbegängnis und wird mit ihm auf dem SchiffHringhorni feuerbestattet.

Nar: Einer aus dem Stamm der Erdzwerge.

Narfi: Einer der beiden Söhne Lokis und der Sigyn. Die Götter lassen ihn von seinem Bruder Wali, den sie in einen Wolf verwandeln, in Stücke reißen, um aus den Gedärmen Loki fest anbinden zu können.

Nebelheim: Siehe Niflheim.

Nep: Siehe Nanna.

Nerthus: Germanische Göttin, überliefert durch Tacitus („Germania“, Kapitel 40) im ersten Jahrhundert n. Chr., der ihren Kult beschreibt: das Insel – Heiligtum auf einer friesischen Insel und den alljährlichen Umzug des Kultwagens mit dem Kuhgespann zu ihrem Heiligtum ins Landesinnere. Während dieser heiligen Reise wurde der Friede erwartet , da „alles Eisen beiseite gelegt wurde“. An einem bestimmten See badete die Göttin, wonach alle Sklaven, die bei diesem Ritual geholfen hatten, zu Ehren der Nerthus ertränkt wurden. Das Opfer durch Ertränkung war eine Praktik, die auch bei den alten Slawen in Osteuropa Verwendung fand. Nerthus entspricht lautlich Njörd.

Neu: Ein Erdzwerg.

Neurat: Name eines Erdzwerges.

Nibelungen: Das berühmte mittelhochdeutsche Heldengedicht ist in vielfacher Hinsicht mit der eddischen Heldendichtung verwandt, es hat auch die meisten Handlungsstränge mit der altnordischen Wölsungen Saga (siehe Thule Band 21) gemeinsam.

Attila (auch Etzel) siehe bei Atli, Gunther bei Gunnar, Hagen bei Högni und Sigfrid bei Sigurd.

Nid: Einer der Erdzwerge.

Nid: Anderer Name Manis (>Mond<).

Nidi: Ein Erdzwerg und zusammen mit Nyi teil der Mondphasen.

Nidhögg: >Neiddrache<, der leichenfressende Unhold bzw. die gewaltige Schlange, die an einer der drei Wurzeln der Esche Yggdrasil beständig nagt. Einer der riesigsten der Drachenbrut. Nach den Ragnarök verlässt er die neue Erde.

Nidud: Ein schwedischer König, der den Schmied Wolund gefangen nehmen und verstümmeln lies Daraufhin erschlug Wolund Niduds beider Söhne und fertigte aus deren Schädeln Ziergefäße auf Silberpodesten.

Niflheim: >Nebelheim<, die nördliche Polarwelt (im Gegensatz zu der südlichen, demMuspellheim). Hier herrschen Eiseskälte und Todesdunkel, und aus dem Brunnen Hwergelmirergießen sich die Eisströme (Eliwagar).

Niflheim liegt nördlich des leeren Raumes Ginnungagap. Es bildet aber auch, den Edden zufolge, die neunte und unterste Welt, die von der Todesgöttin Hel beherrscht wird (Niflhel).

Niflhel: >Nebelhel<, eine mit Niflheim verbundene Vorstellung: das unterirdische Reich der Hel, ein Ort der Dunkelheit und der Strafen, kalt, nass und stinkend.

Nikar: Oder Hnikar, der dritte Beiname Odins.

Nikud: Oder Hnikud, der vierte Beiname Odins.

Niping: Ein Erdzwerg.

Njörd: Ein Ase aus dem Geschlecht der Wanen, der mit seiner Schwester den Freyr und dieFreyja zeugt, später dann die Riesin Skadi ehelicht und mit ihr übereinkommt, wechselweise neun Tage im Gebirge, in Thrymheim, und neun Tage an der See, in Noatun zuzubringen.

Njörd zählt zu den Meeresgottheiten, er gebietet über Wind, Meer und Feuer, man ruft ihn an für Seefahrt und guten Fang (Fische, Robben und Wale).

Nach dem Weltuntergang (Ragnarök) kehrt Njörd zu den Wanen zurück. Snorris Heimskringla zufolge herrscht er nach Odins Tod über die Schweden. Die von Tacitus überlieferte Göttin Nerthus geht vermutlich wie Njörd auf eine doppelgeschlechtliche Fruchtbarkeitsgottheit zurück.

Skaldenpoetik: „Wie umschreibt man Njörd? – Man nennt ihn Wanengott, Wanenvetter, Wanen, Vater des Frey und der Freyja, Gott der Reichtumsgaben“ (Thule Band 20).

Nökkwi: Siehe Nanna.

Nörfi: Ein Riese aus Jötunheim, Vater der Nott (>Nacht<) und somit Großvater des Dag(>Tag<).

Noatun: >Schiffsstätte<, Njörds Wohnsitz in Asgard, an der See gelegen.

Nordri: >Norder<, ein Erdzwerg und darüber hinaus der personifizierte Norden, der zusammen mit seinen Brüdern den Wind erzeugt.

Nori: Ein Erdzwerg.

Nornen: Höhere Wesen, die das Geschick der Menschen wie der Götter vorausbestimmen. Sie haben geburtshelfende Funktion wie die Disen und ihre Aufgabe, bei der Geburt den Schicksalsspruch zu fällen, ist jener der Walküren (die Weichen nach dem Tod zu stellen) vergleichbar. Sie haben Ähnlichkeiten zu den griechischen Moiren oder den römischen Parzen. Es gibt Nornen aus dem Geschlecht der Götter, der Alben, der Zwerge und der Riesen. Vor allem werden drei Schicksalsfrauen genannt, die in der Nähe des Urdbrunnens am Fuß der Weltenesche Yggdrasil wohnen: Urd (>Schicksal<, für die Vergangenheit),Werdandi (>Werden<, für die Gegenwart) und Skuld (>Schuld<, für die Zukunft). Urd heißt im Angelsächsischen Wyrd. Mit der Ankunft der Nornen kam die Zeit und somit die Vergänglichkeit in die Welt.

Nott: Die personifizierte >Nacht<, Tochter des Riesen Nörfi und von Natur schwarz. Sie hat drei Kinder, alle aus verschiedenen Ehen: den Aud (>Stoff<), die Jörd(>Erde<) und den Dag (>Tag<). Dem Letztgeborenen und ihr schenkte Odin je einen Wagen und ein Pferd; ihres heißt Hrimfaxi (>Reifmähne<) und sie fährt damit ihrem Sohn, der Skinfaxi (>Leuchtmähne<) vorgespannt hat, jedes Mal voraus.

Ny: Andere Bezeichnung Manis.

Nyi: einer der Erdzwerge und zusammen mit Nidi Diener des Mani und teil der Mondphasen.