Mythologisches Lexikon – M

Magni: >Stärke<, Sohn des Asen Thor und der Thursin Jarnsaxa, Bruder des Modi. Schon als Kind von drei Tagen ist er als einziger imstande, das Bein desRiesen Hrungnir von Thor wegzuheben. Mit Modi gemeinsam erbt er den Hammer Mjöllnir, beide kehren nach dem Weltuntergang (Ragnarök) auf die neue Erde zurück.

Managarm: Siehe Hati.

Mani: >Mond<, Sohn der Gestirnsgottheit Mundilfari und Bruder der Sol (>Sonne<). Beide Geschwister wurden von den Göttern an den Himmel versetzt, damit Mani den Gang des Mondes, Sol den aus Muspellheims Funke geschaffenen Sonnenwagen lenkte. Mani reguliert die Mondphasen mit Hilfe der Kinder Bil und Hjuki sowie auch zweier Zwerge, Nyi und Nidi. Sein Mondwagen wird ständig vom Wolf Hati verfolgt; kommt er ihm zu nahe, so gibt es eine Mondfinsternis. In den Ragnarökschließlich verschlingt der Wolf den Mond.

Skaldenpoetik: „Der Mond wird so genannt: Tungl (>Gestirn<), Ny, Nid, Jahrzähler, Mulin,Fengari, Glam, Eiler, Schieler, Skram (Thule Band 20).

Mann: Ebenfalls die vierzehnte Rune im 16-teiligen Runenalphabet. Den von Tacitus überlieferten >Mannus<, Sohn des Tuisto, Ahnherr der drei ältesten Germanenstämme, kennt die nordische Mythologie nicht; wohl stellt sie dem Götterheim das Mannheim gegenüber. Vom >Mannisko< der Völkerwanderungszeit wird Mennisko, später Mensch abgeleitet.

Mann ist ebenso der zweite Name >Zitterkappes< aus: „Die Geschichte von Zitterkappe und Bjarki Schlachtenschläger“, aus dem Sagenkreis um Hrolf Kraki.

Skaldenpoetik: „Wie umschreibt man den Mann? – Man bezeichnet ihn durch seine Taten, durch das, was er gibt, empfängt oder tut. Man kann ihn auch bezeichnen durch seinen Besitz, der er innehat oder verschenkte, ferner durch die Geschlechter, von denen er stammt, und durch die, welche von ihm stammen. Richtig ist es auch, den Mann mit allen Asennamen zu kennzeichnen. Man bezeichnet ihn mit Riesennamen, das bedeutet aber meist Verhöhnung oder böse Nachrede. Unverfänglich ist die Bezeichnung als Albe“ (Thule Band 20).

Mardöll: Beiname der Freyja.

Meer: „Urzeit war es, da Ymir hauste: nicht war Sand noch See noch Salzwogen, nicht Erdeunten noch oben Himmel, Gähnung grundlos, doch Gras nirgend“, heißt es in der Wöluspa (>Der Seherin Gesicht<, Strophe 3) .Die Götter Odin, Wili und We schufen aus den Eingeweiden des von ihnen erschlagenen Urriesen Ymir die Erde und aus seinem Blut das sie umschließende Meer. Ägir, Njörd und Ägirs Gemahlin Ran sind Meergottheiten.

Skaldenpoetik: „Wie umschreibt man das Meer? – Man nennt es Ymirs Blut, Heimsucher der Götter, Mann der Ran, Vater der Ägirstöchter, der Schiffe und der verschiedenen Namen des Seeschiffs wie Kiel, Bug, Bordwand, Planke, auch der Fische und der Eisschollen; der Seekönige Weg und Straße; aber auch der Ring der Inseln, Haus der Sandbänke, des Tangs, der Schären, des Fangnetzes, der Seevögel, des Fahrwindes“ (Thule Band 20).

Megingjardar: Der Kraftgürtel Thors, den er meist bei sich trägt, zusammen mit dem Hammer Mjöllnir und den Eisenhandschuhen. Megingjardar verdoppelt Thors Asenkraft.

Meili: Sohn Odins, Bruder des Thor. Von ihm ist nichts weiter überliefert.

Menglöd: >Die Halsbandfrohe<, die Verlobte des Swipdag, eine Mythengestalt, über die außer im >Zaubergesang der Groa< (unter Spruchweisheiten Lied 27 in der Liederedda) und im >Fjölswinnlied< (Liederedda) nichts überliefert ist. Wohlmöglich eine Heilgöttin.

Menja: Gefährtin der Fenja, Riesenmagd an der Mühle Grotti und Dienerin Frodis.

Mensch: Aus zwei Baumstämmen erschufen die Söhne Bors, die Göttertrias Odin, Hönir undLodur, das erste Menschenpaar: den Ask und die Embla. Mit der Entstehung aus Holz hängt auch der Mythos des Menschenpaares zusammen, das als einzige Bewohner Midgards den Ragnaröküberlebt, im Gehölz Hoddmimir: es sind die Lif und der Lifthrasir.

Die Umschreibung Heimdallssöhne ist nicht anthropogonisch motiviert, sondern gehört eher zur Lehre von der Entwicklung der Stände (Rig).

Metwitnir: Einer der Erdzwerge.

Midgard: >Mittgart<, die von den Menschen bewohnte Erde, zwischen der Feuerwelt im Süden (Muspelheim) und der Eiswelt im Norden (Niflheim). Der Midgard ist Gegenpol zu Asgard, der Heimat der Asen; die Götter haben ihn geschaffen, und Thorverteidigt ihn gegen die Riesen und Trolle. Nach der Snorra Edda ist Midgard eine Burg, umzäunt von den Wimpern des Urthursen Ymir: somit verschanzt gegen alle Unholde.

Midgardschlange: Auch Jormungandr, >riesiger Zauberstab<, ein gewaltiges Meeresungeheuer, das sich im Weltmeer rings um Midgard legt, so dass es das Ende des Schwanzes im Mund hat. Trinkt die Midgardschlange, so tritt Ebbe ein, gibt sie das Wasser wieder von sich, so entsteht Flut. Ihre Geschwister sind der Fenrir und die Hel, alle drei Abkömmlinge Lokis und derRiesin Angrboda. Mit den Thursen ist sie im Bunde, und ihr Gegner ist der menschenbeschützende Thor.

Bei Utgard – Loki erscheint sie als Katze (Gylfaginning); ein andermal hat Thor sie an der Angel (das Hymirlied), doch Hymir lässt sie entweichen. In den Ragnarök „rast sie im Riesenzorn“, peitscht die Wellen und reißt das Schiff Naglfar los. Thor kann sie zwar, mit seinem StreithammerMjöllnir, töten, doch er selbst erstickt nach neun Schritten an ihrem Gifthauch.

Mimameid: >Der Baum des Mimir<, eine Variante des Weltbaumes. Er ist vermutlich eine eddische Kenning für die Esche Yggdrasil.

Mimir: Ein den Asen, und Odin im besonderen, befreundeter Riese, der Hüter desMimisbrunnen. Er gilt als besonders weise, da er morgens aus jenem „Quell der Weisheit“ trinkt. Als Mimir von den Wanen, die sich hintergangen glaubten, getötet wird und sie den abgeschlagenen Kopf Odin schicken, balsamiert er ihn ein, spricht einen Zauber darüber und behält ihn als Ratgeber.

Mimisbrunnen: Mimirs Brunnen, an jener Wurzel der Weltenesche Yggdrasil gelegen, die bis in das Gebiet der Reifriesen hinabreicht. Er ist der Quell der WeisheitOdins, aus dem er jeden Morgen trinkt, nachdem er eins seiner Augen zum Pfand gegeben hat.

Miskorblindi: Der Vater des Meeresriesen Ägir.

Mist: >Nebelgrau<, eine Walküre und Tochter Odins, neben der Hrist als Mundschenkin ihres Vaters genannt.

Mistelzweig: Die Todeswaffe, die Balder durchbohrt. Höd war „Mistelzweigschütze“, Lokider „Rattöter“. Nach Auskunft der Frigg wächst der Mistel „westlich von Walhall, in der Wöluspa heißt es: „Hoch über das Feld hinaus stand gewachsen der zarte schöne Mistelstab“(Strophe 25, übersetzt nach Grimm), oder: „Ich sah Balder, dem blutenden Gott,Odins Sohne, Unheil bestimmt: ob der Ebne stand aufgewachsen der Zweig der Mistel, zart und schön“ (nach Genzmer). Der Mistel galt bei den Germanen für heilig, man glaubte, dass er vom Himmel auf die Äste der Bäume, zumal Eiche und Esche, falle.

Mjöllnir: >Zermalmer<, der berühmte Streithammer Thors, der nie sein Ziel verfehlt und nach jedem Wurf von selbst in Thors Hand zurückkehrt – ein Meisterstück der Zwerge Sindri und Brokk, dem die Asen den höchsten Preis zuerkannten; er sei die bislang wirkungsvollste Waffe gegen die Reifthursen.

Ein kleiner Fehler daran ist der zu kurze Schaft, während des Schmiedens durch eine umherschwirrende Bremse (Loki) verursacht; etwas störend ist auch, dass selbst Thor den Schaft nicht fassen kann, wenn er nicht zuvor seine Eisenhandschuhe anzieht. Dafür kann er ihn schrumpfen lassen, so dass sich Mjöllnir bequem in die Tasche schieben lässt.

Der Hammer manifestiert sich als Blitz.

Modgud: >Götterfeindin<, eine riesische Magd, die an der Brücke über die Gjöll Wache hält; über diese Brücke (Gjallarbru) führt der einzige Weg zum Totenreich Hel.

Modi :Einer der Söhne Thors und Jarnsaxas, Bruder des Magni, der mit ihm zusammen Mjöllnirerbt und den Weltuntergang (Ragnarök) überlebt.

Modsognir: Der mächtigste aller Zwerge („Modsognir ward der mächtigste da aller Zwerge, der zweite Durin; die machten manche menschenähnlich, wie Durin es hieß, die Höhlenzwerge“Wöluspa, Strophe 10). Er ist der Anführer und Stammvater der Steinzwerge.

Mökkurkalfi: >Nebelkalb<, der Lehmriese im Gefolge des Hrungnir, gewaltig groß (9 Meilen hoch und unter den Armen 3 Meilen breit), doch mit dem Herzen einer Stute und somit feige. Als er Thor erblickt, nässt er sich ein. Thjalfi, der menschliche Diener Thors, erschlägt ihn.

Moin: Einer der an der Wurzel Yggdrasils nagenden Drachen.

Moin: Name eines Zwerges.

Mond: Siehe Mani.

Mulin: Ein anderer Name von Mani (>Mond<).

Mundilfari: Eine Gestirnsgottheit, Vater der Sol (>Sonne<) und des Mani (>Mond<). Als er seine schönen Kinder nach den Gestirnen benannte, beleidigte er die Götter, worauf diese die Kinder entführten und als Wagenlenker der gleichnamigen Gestirne einsetzten.

Munin: >Gedächtnis<, einer der beiden sprechenden Raben Odins, die zugleich seine Kundschafter sind; der andere heißt Hugin (>Gedanke<).

Muntrer: Siehe Glad.

Muspellheim: >Feuerwelt<, die südliche, ganz in Flammen stehende Welt, aus deren Funken die Götter die Gestirne schufen. Es ist der Gegenpol zum nördlichen Niflheim und begrenzt den leeren Raum Ginnungagap. Durch die Eisschmelze, die sich in der Mitte zwischen den Polen ergab, haben sich die ersten Lebewesen Ymir undAudhumla gebildet.

In Muspell wohnen die Feuerriesen (Muspells megir), als ihr Anführer gilt Surt, ein Grenzwächter, der in den Ragnarök mit Schwert und Flammen die ganze Welt überzieht.

Muspells Söhne :Siehe Feuerriesen.

Mylin: Ein Beiname der Sol.

Myrkwid: >Dunkelwald<, der Grenzwald, durch den bei Weltuntergang (Ragnarök) dieFeuerriesen unter Führung des Surt zum Kampf wider den Asen und deren Verbündeten reiten.

Mysing: Ein Seekönig, den die Riesenmägde Fenja und Menja „herbeimahlen“. Er erschlägt den Grotti und lässt von Stund an Salz mahlen – bis sein Schiff und alle mit ihm untergehen.