Mythologisches Lexikon – F

Fafnir: Sohn des Hreidmar, Bruder des Otr und Regin. Um den Schatz des Andwari für sich zu behalten, tötet er mit Regin zusammen den Vater, nimmt seinen Helm Ägishjalm und das Schwert Hrotti an sich, verwandelt sich in einen Drachen und sitzt auf dem Gold. Der betrogene Regin veranlasst Sigurd Sigmundarson, von unten aus einer Grube den Fafnir abzustechen. Sigurd, der von nun an auch den Beinamen Fafnisbani führt, brät Fafnirs Herz über dem Feuer und als er davon kostet, versteht er die Vogelsprache (davon handelt auch „Das Lied vom Drachenhort“ und „Die Vogelweissagung“, Thule Band 1).

Der fluchbeladene Goldhort wird „Erbe des Fafnir“ (Fafnisarfr) genannt, vergleiche mit Richard Wagners „Ring des Nibelungen“.

Fal: Ein Hügelzwerg.

Farbauti: Der Vater Lokis, ein Riese. Seine Gattin heißt Laufey.

Felszwerge: Auch Stein – oder Bergzwerge, ein Clan der Zwerge. Ihr Stammvater ist Modsognir. Sie leben bevorzugt in Felsen und im Gebirge. Sie sind geschickt im Schmieden von Waffen und Rüstungen.

Fengari: Anderer Name des Mani (>Mond<).

Fenja: Riesenmagd an der Mühle Grotti, Schwester Menjas, Dienerin Frodis.

Fenrir: Der Fenriswolf, auch Wanargand genannt, götterfeindliches Ungeheuer, ein Sohn Lokis und der Riesin Angrboda. Seine Geschwister sind die Midgardschlange und die Todesgöttin Hel.

Fenrir ist der schreckliche Wolfsdämon, der in den Ragnarök die Asen angreift und den obersten Gott Odin (und mit ihm, sagen einige, auch Sol) verschlingt, bis er selbst von Odins Sohn Widar getötet wird. Da den Asen dies als Prophezeiung bekannt ist, bemächtigen sie sich des Dämonenwolfes und ziehen ihn bei sich auf, doch niemand außer Tyr wagt es, ihn zu füttern. Weil Fenrir täglich stärker und gefährlicher wird, beschließen sie, ihn zu fesseln. Zunächst mit der Kette Läding, und als das misslingt, mit einer zweiten namens Dromi. Erst ein dritter Versuch, mit dem von Zwergen kunstvoll geschmiedeten, unzerreißbaren magischen Band Gleipnir führt zum Erfolg. Da Fenrir Verrat wittert, fordert er von den Asen als Pfand für seine Freilassung, das einer der Götter ihm die Hand in Rachen stecken solle. Wieder erweist sich Tyr als der mutigste und verliert prompt seine rechte Hand. Mittels der Kette Gelgja wird Fenrir gefesselt und tief in derErde angepflockt. Als er den Schlund aufreißt, um jeden Nahenden zu beißen, stecken ihm die Asen ein Schwert in den Rachen, so dass der Griff im unteren, die Spitze im oberen Kinnbacken haftet. Fenrir heult fürchterlich, und aus seinem nie versiegenden Geifer bildet sich der FlussWan. Erst in den Ragnarök kann er sich befreien. Nach dem Untergang der Götter bricht die dunkle, eiskalte „Wolfszeit“ an, die andauert bis die Erde in SurtsFeuern vergeht.

Fensalir: Der prächtige Wohnsitz der Asin Frigg in Asgard.

Feuer: Als Feuergott gilt Njörd, der >Feuerbringer< ist Lodur und Elementargeist des Feuers Logi. In Muspell (>Feuerwelt<) wohnen die Feuerriesen.

Skaldenpoetik :„Wie umschreibt man das Feuer?– Man nennt es des Windes und des Ägir Bruder, Töter und Schaden des Holzes und der Häuser, Halfs Töter, Sonne der Häuser“ (Thule Band 20).

Feuerriesen: Ein Riesengeschlecht, das in Muspellsheim wohnt und den dämonischen Surt als Herrscher hat. Die südliche Flammenwelt Muspells ist das Gegenteil des nördlichen Niflheims (>Nebelheim<). >Muspells Söhne<, die Feuerriesen, spielen während des Weltuntergangs (Ragnarök) eine Hauptrolle, vgl. der Seherin Gesicht (Wöluspa) Str.43/44 der Liederedda.

Fimafeng: Diener des Meergottes Ägir. Bei dem Gastmahl, den sein Herr den Asen gab, wurde er von Loki erschlagen.

Fimbulwinter: Der außergewöhnlich lange und strenge Winter, der als Vorbote von Ragnarök einsetzt; er besteht eigentlich aus drei, unmittelbar aufeinander folgenden Wintern.

Finnsleif: Eine durch Zauber gehärtete Brünne, Zwergenarbeit. Die Berserker des Hrolf Kraki fordern sie von Adils für ihren König ein, bekommen sie aber nicht.

Fili: Ein Erdzwerg.

Finn: Ein Hügelzwerg.

Fjalar: Einer der beiden Zwerge, der den weisen Kwasir erschlug und mit seinem Komplizen Galar aus dem Blut des Getöteten, vermischt mit Honig, den Skaldenmet braute.

Sog. Odinsbeispiel :„Berauscht ward ich / ward riesig berauscht / bei Fjalar, dem vielklugen / Das beste am Rausch ist / dass zurück ein jeder / sein Bewusstsein gewinnt“.

Fjalar: Ein feuerroter Hahn, der mit dem Riesen Eggdir vor Jötunheim wacht. Sein krähen ist eines der Anzeichen von Ragnarök.

Fjölnir: Der fünfte Beiname Odins.

Fjölnir: Ahnherr des schwedischen Königsgeschlechts der Ynglinge. Die Ynglinga Saga berichtet, dass „unter ihm im Lande Fruchtbarkeit und Friede war und damals Frid Frodi in Leire lebte“ (siehe Thule Band 14).

Fjölswinn: >Der Vielwisser<, der riesische Wächter der Burg, in dem die Jungfrau Menglöd auf den langersehnten Helden Swipdag wartet. Fjölswinn ist der Dialogpartner Swipdags in dem gleichnamigen Götterlied.

Fjörgyn: Als weibliche Gottheit die Mutter Thors, identisch mit der Wald – und Erdgöttin Jörd. Als männliche Gottheit der Vater der Frigg. Vermutlich ist Fjörgyn ein Name der göttlich personifizierten Erde, und aus der weiblichen Gottheit hat sich wohl erst später die männliche entwickelt (vgl. Jan de Vries, Altnordisches etymologisches Wörterbuch).

Flüsse :Alle Flüsse nehmen ihren Anfang aus den Tropfen, die aus dem Geweih des HirschesEikthyrnir in die Quelle Hwergelmir herabfallen, die man sich in Niflheim oder in der Hel denken muss. Die bedeutendsten Flüsse sind unter Eliwagarzusammengefasst, darunter der Grenzfluss Gjöll . Über schwerterführende Flüsse geht der Weg zur Unterwelt , so über den Slid :„Durch Gifttäler gleitet von Osten mit Schneiden und Schwertern der Schreckensstrom“ (Wöluspa, Str. 28).

Folkwang: Wohnsitz der Freyja, der berühmtesten Asin. Er ist besonders geräumig, zumal die Hälfte der in einer Schlacht Gefallenen jeweils Freyja gehören; die andere Hälfte (Einherjer) gehört Odin.

Der Hauptsaal Sessrumnir heißt zweckentsprechend >viele Sitze habend<.

Fornjodur: Ein Urzeitriese, Vater des Kari, des Hler und des Logi.

Forseti: Einer der dreizehn Asen, Sohn des Balders und der Nanna. Gott des Friedens, der Rechtsprechung, der Eintracht und der Versöhnlichkeit :„gilt wie schon Balder für den weisesten Richter bei Götter und Menschen“ (Grimm, Deutsche Mythologie). Forsetis Wohnsitz aufAsgard ist der schimmernde Palast Glitnir.

„Dieser Forseti ist wohlbefugt mit dem friesischen Gott Fosite zusammengehalten worden“, mutmaßt schon Jacob Grimm und verweist auf Alcuins „vita sancti Willibrordi“; eine Wanderung des Forseti Kults nach Norden ist durchaus denkbar.

Franangr – Fall: Der Wasserfall, in dem sich Loki, als Lachs verwandelt, vor den rachsüchtigen Göttern versteckt, nach dem er als „Rattöter“ den Balderermordet und als Riesin Thökk verwandelt, dessen Rückkehr aus der Hel verhindert.

Frau: Nach Snorri leitet sich >Frau< als weibliche Ehrenbezeichnung von der Göttin Freyja ab.

Skaldenpoetik :„Die Frau umschreibt man mittels aller weiblichen Kleidungsstücke, des Goldes und der Edelsteine, des Bieres, Weines oder anderer Getränke, die sie darreicht oder schenkt… Sie wird umschreibender weise durch alle Baumnamen bezeichnet… Sie wird auch umschrieben mittels aller Asinen, Walküren, Nornen, Disen“ (Thule Band 20).

Frauja Engus: Südgermanischer Name des Freyr.

Frawi: Südgermanischer Name der Freyja.

Freki: >Der Heißhungrige<, einer der beiden Wölfe, die als Totentiere des Schlachtfeldes– ständige Begleiter des Totenführers Odin sind. Er gibt ihnen die Speisen, die ihm in Walhall vorgesetzt werden, und begnügt sich mit Wein und Met. Das Pendant zu Freki ist Geri, >der Gierige<. Die beiden Wölfe zählen auch als Wächter Walhalls.

Freyja: >Frau Herrin<, die schöne und mächtige Göttin der Fruchtbarkeit, der Liebe, der Zärtlichkeit.

Sie ist Wanin, Schwester Freyrs, Tochter Njörds (aus einer Geschwisterehe hervorgegangen) und Gattin des Od. Ihr Wohnsitz heißt Folkwang, ihre Attribute sind der kostbare Schmuck Brisingamen und das Feder– oder Falkengewand (das ihr die Macht des Fliegens verleiht), das sie gelegentlich Loki leiht. Als Reittier benutzt sie den Eber Hildeswin, zu Balders Bestattung fährt sie mit einem Wagen, der von zwei Katzen gezogen wird. Odin und Freyja teilen sich die toten Krieger. Freyja lehrt die Asen den wanischen Seidzauber (Ynglinga – Saga, Kapitel 4). Ihre Töchter heißen Hnoss(>Kleinod<) und Gersimi (>Schatz<). Ihr werden Liebesbeziehungen mit dem Bruder Freyr, mit den Asen und auch mit vier Zwergen nachgesagt (letztere als Lohn für die Fertigung der Brisingamen); mehrfach wird sie von Riesen begehrt, so von Thrym und Hrungnir.

Skaldenpoetik :„Wie umschreibt man Freyja?– Man nennt sie Njörds Tochter, Freyrs Schwester, Ods Weib, Mutter der Hnoss, Eigentümerin fallender Krieger, des Sessrumnir, der Kater, des Brisingenhalsbandes; man nennt sie Wanengöttin, Wanen– Dis, die tränenschöne Göttin, Göttin der Liebschaften“ (Thule Band 20).

Freyr: >Herr<, der Gott der Fruchtbarkeit, des Wachstums und der Ernte, des Friedens und des Wohlstandes. Er ist Wane, Bruder Freyjas, Sohn von Njörd (von ihm und dessen Schwester gezeugt), Gatte der Gerd und Vater des Fjölnir. Alfheim ist sein Wohnsitz. Sein Reittier ist der goldborstige Eber Gullinbursti (Eber waren ein nordisches Fruchtbarkeitssymbol). Er nennt das Schiff Skidblanir sein eigen, das sich auf Tuchgröße zusammenfalten lässt. Im Skinirlied wird berichtet, wie Freyr von Odins Hochsitz Hlidskjalf aus in Thursenheim eine schöne Maid erblickt und, in Liebe entbrannt, den Skinir zur Werbung ausschickt; in Barri, dem >Hag<, trifft er dann auf Gerd.

In den Ragnarök kämpft Freyr gegen den Feuerriesen Surt; es wird sein Tod, dass er das magische Schwert (es hat die Gabe von selbst zu kämpfen) entbehren muss, das er einst Skinir als Brautgeschenk mitgab (schon im Kampf gegen den Riesen Beli musste er sich mit einem Hirschgeweih behelfen).

In der Ynglinga – Saga gilt Freyr als Herrscher der Schweden; unter seiner Regierung habe >Frodi- Friede< gewaltet. Skaldenpoetik :„Wie umschreibt man Freyr?– Man nennt ihn Njörds Sohn, Freyjas Bruder und ebenso Wanengott, Wanenvetter, Wane, Erntegott und Geldgeber“(Thule Band 20).

Fridleif: Dänischer König, Sohn des Skjöld und Vater des Frodi.

Frigg: Die Göttermutter, die „alle Menschenschicksale kennt, wenn sie auch nicht weissagt“(Snorri). Sie ist die Gemahlin Odins, die Tochter des Fjörgyn, die Mutter Balders,Bragis, Hermods und Höds. Den >Venustag< (dies Veneris) der Römer haben die Germanen als >Tag der Frija< (den späteren Freitag) übernommen. In dieser Gleichsetzung mit Venus zeigt sich der umfassende Charakter einer Göttin der Liebe und der Ehe. In dieser Funktion kommen sich Frigg und Freyja nahe. Beide Göttinnen helfen den gebärenden Frauen. Beide besitzen ein Falkengewand, das sie an Loki verleihen, beide werden in >Lokis Zankreden< des Ehebruchs bezichtigt. Friggs Wohnsitz ist Fensalir, das auch Heimstätte für die Seelen treuer Ehefrauen ist.

Skaldenpoetik :„Wie umschreibt man Frigg? – Man nennt sie Fjörgyns Tochter, Odins Weib, Balders Mutter, Nebenbuhlerin der Jörd, der Rind, der Gunnlöd, der Grid, Nannas Schwiegermutter, Königin der Asen und Asinen, Herrin der Fulla, des Falkengewandes und von Fensalir“(Thule Band 20).

Frodi: Dänischer König, Sohn des Fridleif. Er wird auch Frid – Frodi genannt und seine Herrscherzeit der „Frodi – Friede“. Ihm gehört die segensspendende MühleGrotti.

Frohheim: Siehe Gladsheim.

Frosti: Ein Hügelzwerg.

Fulla: Göttin der Fülle und des Überflusses, Vertraute und Dienerin Friggs. „Fulla ist eine Jungfrau; sie geht mit ausgeschlagenem Haar und hat ein goldenes Band um das Haupt; sie trägt Friggs Truhe und bewahrt ihr Schuhzeug; auch ist sie in ihre heimlichen Pläne eingeweiht“ (Golther, Handbuch der germanischen Mythologie, 1908).

Fulltrui – Glauben: Bezeichnet ein beständiges und sehr persönliches Verhältnis zwischen einer Einzelperson und einer bestimmten Gottheit, eine Art Freundschaft. Fulltrui kann mit >vertrauter Freund< übersetzt werden. Belege dafür findet man in den späten Sagas und Heldenliedern, dürfte aber schon früher vorhanden gewesen sein. Ist nicht mit dem Monotheismus zu vergleichen.

Fundin: Ein Erdzwerg.