Mythologisches Lexikon – B

Balder: Baldur, einer der dreizehn Asen. Die Edda feiert ihn: „Er ist der beste, und ihn loben alle; er ist schön anzusehen und so licht, dass Glanz von ihm ausgeht“. Er ist ein SohnOdins und der Frigg, Bruder von Bragi, Tyr, Hermod und Höd. Balder hat mit seiner Frau Nanna einen Sohn namens Forseti und ihrer beider Wohnung istBreidablik.

Balder gilt als Inbegriff des Guten und als Feind jeden Unrechts. Nicht so sehr seine Taten sind überliefert als die Weissagung seines Todes (Balders Träume), der Mord an ihm – durch den unwissenden blinden Höd und den wissenden Loki – und der vergebliche Versuch Odins und Hermods, ihn aus der Hel zurückzuholen (Loki kann das in der Gestalt der Thökk verhindern).

Der Mythos von seiner Wiederkehr verbindet sich mit der Vorstellung vom Weltuntergang; erst nach den Ragnarök werden Balder und Höd, miteinander versöhnt, in Gimle erscheinen (bäuerlicher Vegetationskult und alter Glaube an den Lichtgott scheinen hier wirksam, auch christliche Einflüsse könnten möglich sein).

Skaldenpoetik: „Wie umschreibt man Balder? – Man nennt ihn Sohn Odins und der Frigg, Nannas Mann, Forsetis Vater, Besitzer des Hringhorni und des Draupnir, Feind des Höd, Helbewohner, Tränengott“ (Thule Band 20).

Barri: >Knospenaue<, der Hain, in dem Gott Freyr die schöne Gerd, seine spätere Frau, zum erstenmal umarmt.

Bawur: Ein Erdzwerg.

Beli: Ein Riese, den Freyr im Kampf mit einem Hirschgeweih erschlug.

Beowulf: >Bienenwolf<, Held der gleichnamigen angelsächsischen Saga. Er ist der SohnEktheovs und Neffe des gotischen Königs Hygelak. Am Hofe des Dänenkönigs Hrothgar tötet er das Untier Grendel nach einem Ringkampf, in dem er Grendel den Arm ausreißt. Als Grendels Mutter, eine schreckliche Meerriesin, Rache sucht. erschlägt er diese mit Hilfe eines magischen Schwertes in ihrer Meereshöhle. Reich beschenkt kehrt er nach Jütland zurück und wird König. Am Ende seiner Regentschaft tötet er einen marodierenden Drachen und überwacht, tödlich verletzt, die gerechte Verteilung dessen Schatzhortes. Er ist der Stammvater der Skilfinge.

Bergelmir: Der einzige Reifriese, der nicht im Blut des getöteten Ymir ertrank, sondern sich mit seiner Frau auf einem Boot retten konnte. Stammvater einer neuen Generation von Riesen, der Jöten.

Bergriesen: Ein Riesengeschlecht, das in Gebirgshöhlen und Grotten haust und die Jagd liebt. Aurboda, die Mutter der Gerd, war eine Bergriesin; hingegen stammtSkadi, die mit Vorliebe in den Bergen auf Jagd geht, von den Reifriesen ab. Der Riesenbaumeister von Asgard entlarvt sich durch seinen „Riesenzorn“ als ein Bergriese. An der Asenbrücke Bifröst hält Heimdall vor allem gegen die Bergriesen Wacht; erst in den Ragnarök vereinigen sich die Bergriesen mit den Feuerriesen, den Scharen Surts, zum letzten Kampf gegen die Götter.

Berserker: >Bärenfellhemd<, Überbegriff und Bezeichnung für Kämpfer und Söldner, die sich selbst in höchste Erregung steigern können (Berserkergang). Eine Definition geht von einer paranoiden Geisteskrankheit aus, Epilepsie wird ebenfalls in Betracht gezogen. Ein ekstatisch berauschendes Getränk, unter anderem mit Fliegenpilz, kann ebenso die Quelle der Raserei gewesen sein. Sie verschrieben sich Odin und waren scheinbar unempfindlich gegenüber Schmerzen. Berichte und Sagas beschreiben, das sie „ohne Rüstung voraneilten, sich wie verrückte Hunde und Wölfe benahmen, in ihre Schilde bissen, so stark wie Bären oder wilde Keiler waren und Menschen nur mit einem einzigen Schlag töteten, während ihnen weder Feuer noch Eisen schaden konnte. Das nannte man die Berserkerwut“(Ynglinga Saga). Neben den Berserkern gab es die Ulfhednar (>Wolfshaut<) und Krieger, die sich für wilde Eber hielten. Diese Bezeichnungen deuten an, dass diese Krieger Tierfelle trugen und in ihrem Wahn glaubten, zu diesen Tiergeistern zu werden. Berserker sind ein Symbol für Mut und Stärke, bedingungslose Aufgabe für seinen Hauptgott. Sie erscheinen paarweise, oft auch zu zwölft, so in der Gold – Sage um Hrolf Kraki. Im späten, christianisierten, Island wurden sie verachtet und als Gottlos betrachtet. Dies beeinflusste wohl ihr Ansehen bis zur heutigen Zeit (siehe manch unsinnige Hollywood – Produktion).

Bestla: Tochter des Riesen Bölthorn und Gattin des Borr, Mutter der drei ältesten GötterOdin, Wili und We.

Beyla: Dienerin des Gottes Freyr, zusammen mit ihrem Mann Byggwir.

Biflidi: Oder Biflindi, der achte Beiname Odins.

Bifröst: Bilröst, die Asen – oder Götterbrücke, auf der die Asen täglich zu ihrem Gerichtsplatz am Urdbrunnen ziehen. Bifröst verbindet Asgard und Midgard, Himmel und Erde. Das rotlodernde Feuer im Brückenbogen hält die Berg – und die Reifriesen davon ab Asgard zu erstürmen. Außerdem hält am Ende der Brücke Heimdall mit dem Gjallarhorn Wache.

Von der Erde aus wird Bifröst als >Regenbogen< wahrgenommen, als das mittelnde Band zwischen Himmel und Erde.

Bikki: Ein Jarl, dessen Intrige König Jörmunrek nicht durchschaut, so dass er seinen Sohn Randwer und dann seine eigene Frau Swanhild töten lässt.

Bil: Das von Mani geraubte irdische Mädchen, Tochter des Widfinn, Schwester des Hjuki, die mit ihrem Bruder zusammen den Mond begleitet. Die Namen Bil (>die Ermattung<) und Hjuki (>die Erholung<) kennzeichnen zwei der vier Mondphasen.

Bilskirnir: Der Saal in Thrudheim, Thors Wohnsitz. Es ist das größte Haus. So heißt es in dem Grimnirlied: „Fünfhundert Vorräume und vierzig dazu kenn ich in Bilskinirs Bau, von diesen Häusern, die unter Dach ich weiß, hat mein Mage (Verwandter) das mächtigste“ (Strophe 23).

Biwur: Ein Erdzwerg.

Blain: Der Wöluspa (>der Seherin Gesicht<) zufolge wurden die Zwerge „aus Brimirs Blut und Blains Knochen“ geschaffen. Beide gelten als Riesen.

Bodn: Eins von drei Gefäßen – neben Son und Odrörir, in denen die Zwerge Fjalarund Galar das Blut des von ihnen ermordeten weisen Kwasir auffingen. Sie vermischten das Blut mit Honig und gewannen daraus den Skaldenmet.

Bölthorn: Ein Urriese der das Geschlecht der Bergriesen begründet haben soll. Er ist Vater der Bestla und damit Großvater Odins.

Bor: Burr, der Sohn des Buri und Gatte der Riesentochter Bestla, mit der er die drei ältesten Götter Odin , Wili und We zeugte.

Bömbur: Ein Erdzwerg.

Bragi: Einer der dreizehn Asen, Sohn des Odin und der Frigg, der Gatte Iduns, Bruder Balders, Hermods, Tyrs und Höds. Bragi gilt als Gott der Dichtkunst und Patron der Skalden. Snorri läßt im zweiten Teil seiner Edda Bragi als Sprecher in der Asenhalle auftreten, der den Besucher Ägir über allerlei Abenteuer der Asen und über Poesie aufklärt .Einer anderen Quelle nach, empfängt er mit seinem Bruder Hermod die Einherjer an den Toren Walhalls.

Fraglich ist seine Identität mit dem ältesten historischen Skalden, dem Norweger Bragi Boddason, der in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts lebte.

Skaldenpoetik: „Wie umschreibt man Bragi? Man nennt ihn Iduns Mann, der Dichtkunst Urheber, den langbärtigen Asen (nach seinem Namen heißt, wer einen großen Bart hat, Bartbragi) und Sohn Odins“ (Thule Band 20).

Brana: Name einer Trollfrau.

Breidablik: >Breitglanz<, Balders Wohnsitz auf Asgard. Er gilt als der schönste Palast und als Stätte der Reinheit.

Breitglanz: Siehe Breidablik.

Brimir: Nach der Prosaedda ein Saal in der Himmelsregion Gimle, wo es Met in Hülle und Fülle gibt („Am besten ist man aufgehoben zu Gimle im Himmel , und es gibt reichlich gutes Getränk für diejenigen, denen das Freude macht, in dem Saale Brimir, der erhebt sich auf Okolnir.“). In Brimir sollen nach dem Weltuntergang die Helden Walhalls wohnen.

Brimir: Nach >der Seherin Gesicht< (Wöluspa), ist Brimir ein Riese; die Zwerge seien „aus Brimirs Blut und Blains Knochen“ erschaffen.

Brisingamen: Brisingenschmuck, der Halsschmuck der Göttin Freyja. Nach einer jüngeren Überlieferung haben vier kunstfertige Zwerge dieses Geschmeide angefertigt, zum Dank dafür durfte jeder eine Nacht bei der Göttin verbringen; deren Gatte Odin beauftragt daraufhin Loki, den Schmuck zu entwenden, aber Heimdall entreißt ihm im zähen Kampf das gestohlene Gut und gibt es Freyja zurück.

Brokk: >Der Dachs<, einer der kunstreichen Zwerge bzw. Schwarzalben. Er half seinem Bruder Sindri, drei unerhörte Kostbarkeiten zu schmieden und mit ihnen die Wette gegen Loki zu gewinnen: Es sind Odins Ring Draupnir, Freyrs EberGullinbursti und Thors Hammer Mjöllnir.

Brünne: >Brynja<,Alter Ausdruck für Rüstung, bezeichnet wahrscheinlich das Kettenhemd. Auch hringserkr (Ringhemd) genannt.

Brynhild: Brünhild, >Kämpferin in der Brünne<, die Tochter des Budli, Adoptivtochter Odins, Schwester des Atli, Gemahlin Gunnars (weil er vermeintlich die Waberlohe durchritt). Sigurd schenkte Ihr , der Walküre, seine Gunst und später, während des „Brautlaufs“, den fluchbeladenen Ring des Andwari. Als es mit Gudrun zum Streit kommt, wer den mutigeren Gemahl habe, bahnt sich eine Familientragödie an: Gutthorm und Sigurd erschlagen sich gegenseitig, der dreijährigeSigmund wird getötet, Brynhild ersticht sich.

Der Stoff ist sowohl in der eddischen Heldendichtung breit behandelt („Das Alte Sigurdlied“, das bis zur Brautwerbung Gunnars kommt, und „Das Jüngere Sigurdlied“ das die Geschichte bis zum Freitod Brynhilds zu Ende führt) wie auch in der Wölsungen – Saga (Thule Band 21): Nordische Variante des mittelhochdeutschen Nibelungenliedes. Hieraus entwickelte schließlich Richard Wagner die Handlung seines Dramenzyklus „Der Ring der Nibelungen“ (1869–1876).

Budli: Schwedischer König, Vater des Atli und der Brynhild.

Buri: Das erste menschenähnliche Wesen und zugleich Stammvater der Götter, der Großvater des Hauptgottes Odin. Aus den salzigen Eisblöcken (Reifsteinen), die die Kuh Audhumla beleckt, kommt Buri innerhalb von drei Tagen zum Vorschein: Erst die Haare, dann der Kopf, dann der ganze Mann. Buri zeugt aus sich selbst den Bor.

Byggvir: Diener des Gottes Freyr, zusammen mit seiner Frau Beyla.

Byleist: Auch Byleipt, ein Bruder Lokis, auch als Synonym für Loki gedeutet.