Mythologisches Lexikon – A

Adils: Schwedischer König um 500 n. Chr., Gatte der Yrsa, Stiefvater des Hrolf Kraki, dessen Berserker ihm im Krieg gegen Ali aushalfen, aber übel belohnt wurden.

Adler: Orn der König der Vögel, dem Odin zugeordnet, der auch Arnhofdi (>Adlerhaupt<) heißt. Als Vogel Odins umflattert er die Walküren und führt dessen Befehle aus. Als Odin den Skaldenmet vor dem Verfolger Suttung in Sicherheit brachte, waren beide in Adlergestalt.

Ein vielwissender Adler sitzt auf dem Wipfel der Weltenesche Yggdrasil, zwischen seinen Augen hockt der Habicht Werderfölnir. Von den Adlerschwingen des Riesen Hräswelg kommt der Wind. >Vogel des Blutes< ist eine Kenning sowohl für den Adler wie für den Raben.

Ägir: Der göttliche Meeresriese, dessen Name ursprünglich für >das Meer< steht. Sein Vater ist ein Urzeitriese seine Gattin die Ran, mit der Ägir neun Töchter hat. Er trägt auch die Namen Gymir und Hler. Da Ägir auch für das Bierbrauen zuständig ist, sind die Göttergelage bei dem gastfreundlichen Ägir Erzählrahmen sowohl des Hymirliedes wie auch der Lokasenna (Lokis Zankreden). Der Skaldsskarpamal zufolge ist Ägir umgekehrt zu Gast bei den Asen und hört durch den Skalden Bragi von ihren Taten. „Ägirs Feuer“ ist eine Kenning für Gold.

Ägishjalm: >Schreckenshelm<, ein Attribut des Meeresgottes Ägir. Der Helm, „vor dem alles Lebendige zittert“, war in Hreidmars Besitz und wird von Fafnir an sich genommen.

Äl: Der Trank der Götter; der beste, süßeste Met, den die Einherjer in Walhall mit denAsen trinken. „Äl erschlafft viel“, heißt es im >Strophenverzeichnis< der Snorra Edda. Nach den verschiedenen Namen des Gärgetränks befragt, gibt der Zwerg Alwis Antwort: „Bier bei den Menschen, Bräu bei den Wanen, Äl im Asenreich, Heiltrank bei den Alben, bei Hel aber Met, Rauschtrank im Riesenland“. Siehe auch Skaldenmet.

Äpfel: Symbol der Fruchtbarkeit, der nährenden Liebe, des langen Lebens. Die Äpfel der Idunsind das Mittel für die alternden Asen, sich ihre Jugendfrische zu erhalten. Da Äpfel auf Island nicht nachgewiesen sind, handelt es sich um Einflüsse aus christlicher und antiker Mythologie (man vergleiche die Äpfel der Hesperiden, des Fortunat, der Merlinsage, wie auch die paradiesischen „Pfirsiche der Langlebigkeit“ im alten China).

Agnar: Sohn des Geirröd. Er erweist sich als einziger gastfrei, als Odin in Gestalt des Grimnir den König Geirröd auf die Probe stellt (Grimnirlied).

Ai: Ein Hügelzwerg.

Alben: Alfen, Elben, Elfen, mit übernatürlichen Kräften ausgestattete Wesen von kleinerem und zarterem Wuchs als Menschen, unter den Asen und über den Zwergen stehend, wurden sie bei den Nordgermanen kultisch verehrt (Fruchtbarkeitskult, Totenverehrung). Spitze Ohren und schräg stehende, mandelförmige Augen zeichnen sie aus. Sie sind allerdings nicht mit den keltischen Feenwesen zu vergleichen, die um ein Ungleich kleiner sind. Die Liederedda verbindet gelegentlich Asen und Alben: als Inbegriff höherer Mächte, als Zusammenhang von >oben< und >unten<, als Stabreim. Snorri unterscheidet >Lichtalben<, die in Alfheim wohnen, und >Dunkelalben< in Schwarzalbenheim (Svartalfaheim) unter der Erde. Jacob Grimm sah bei Snorri eine Differenzierung und rekonstruierte eine dritte Gattung, die Schwarzalben. In manchen Quellen besteht keine Differenzierung zwischen Dunkelalben und Zwergen. Dunkel– und Schwarzalben sind nicht zwangsläufig böse, so wie Lichtalben gut sind. In Island wird generell um jeden Elfenhügel ein Bogen gemacht (obwohl das offiziell nicht bestätigt wird).

Alben– Rödul: Ein Beiname der Sol (>Sonne<).

Aldieb: Ein Erdzwerg.

Alf: Ein Hügelzwerg.

Alfheim: Alben- oder Elfenland, das Reich der Lichtalben (Alben) in Asgard, im Gegensatz zu den Schwarzalben unten in der Erde. Die einen leuchtender als die Sonne, schön von Wuchs und gütig im Wesen, die anderen schwärzer als Pech und von Natur aus bösartig und durchtrieben.

Alfheim ist die Wohnstätte des Gottes Freyr und eine der neun Welten. NachRagnarök beziehen die Lichtalben eine neue Heimstatt, im dritten Himmel Vidblainn.

Ali: Siehe Wali.

Ali: König von Norwegen und einer der Skjöldunge; er fällt im Krieg gegen den von Hrolf Kraki und Berserkern unterstützten Schwedenkönig Adils.

Allvater: Der erste der zwölf Beinamen Odins. „Odin heißt Allvater, denn er ist der Vater aller Götter“ (Gylfaginning).

Almveig: Gattin des Wali, Schwiegertochter Odins.

Alswinn: Der >Allbehende< , eines der beiden Himmelspferde, die den Wagen der Solziehen; das andere heißt Arwakr (>Frühwach<).

Alvit: Gemahlin des Wolund.

Alwaldi: Siehe Ölwaldi.

Alwis: Der >allweise< Zwerg, der Thors Tochter Thrud zur Frau begehrt. Dem Alwislied zufolge will Thor einer Heirat jedoch nur zustimmen, wenn Alwis ihm alle Fragen nach Erde, Himmel, Sonne und Mond und anderen Dingen beantworten kann. So hält er den Nachtgeist bis zum ersten Sonnenstrahl des Morgens fest; der Zwerg wird zu Stein verwandelt.

Am: Ein Abkömmling des Dag und der Thora.

Amsvartnir: Der See, auf dem sich die Insel Lyngwi befindet, wo der Fenrir, gefesselt an das Band Gleipnir, bis Ragnarök liegen muss

Anar : Der zweite von den drei Gatten der Riesentochter Nott (Nacht), mit dem sie die GöttinJörd (Erde) gezeugt hat.

Andhrimnir: >Rußgesicht<, der Koch in Walhall, der im Kessel Eldhrimnir den Speck des Ebers Sährimnir siedet und damit täglich die Einherjer speist.

Andlang: Der zweite Himmel, oberhalb Asgards gelegen. Noch höher liegt der dritte Himmel, Vidblainn (>Weitblau<), wo sich auch der Palast Gimle befindet.

Andwari: Ein fischgestaltiger Felszwerg, den Loki im Wasser fängt, als er Hreidmardie „Otterbuße“ schuldet; er lässt ihn erst gegen Übergabe seines Goldschatzes, einschließlich des Zauberringes Andvaranaut, wieder frei. Andwari belegt den Ring mit einem Fluch, der sich hintereinander an Hreidmar, Fafnir, Regin, Sigurd und Brynhild erfüllt.

Angantyr: Ein Abkömmling der Asen.

Angeyja: Eine der neun Töchter der Meeresgöttin Ran, die gemeinsam – als Wellen des Meeres – den Heimdall geboren haben.

Angrboda: >Sorgenbringerin<, eine östlich des Erzwaldes lebende Riesin, die dem Loki drei Ungeheuer geboren hat; den Fenrir, Jörmungand (die Midgardschlange) und die Todesgöttin Hel.

Arwakr: >Frühwach<, das Himmelspferd, das zusammen mit Allwakr den Sonnenwagen zieht.

Asen: Das zentrale Göttergeschlecht der Wikinger. Ursprünglich die als Luftgeister verehrten Seelen der Verstorbenen; mit der wachsenden Verehrung Odins wurden die Asen, neben den Wanen, zum nordischen Pantheon. Der Wanenkult verweist auf eine ältere Agrarkultur; der Asenglaube auf die kriegerischen Aktivitäten im Frühmittelalter . So ist auch Asgard, die Heimstatt der dreizehn Asen, einer Burg nachempfunden. Odin steht als Allvater sowohl über den Asen, wie er auch Teil ihrer ist. Herausragend ist auch Thor (Asathor, Wingthor) als Verteidiger wider den Riesen, ebenso Balder und die ehemaligen Wanen, Freyr und Njörd. Die restlichen Asen sind Bragi, Forseti, Heimdall, Höd, Tyr, Ull, Wali, Widar und (als 13!) der höchst wechselhafte Loki.

Im Runenalphabet steht die vierte Rune Oss für Ase, so wie die dritte Rune Thurisaz für Thurs, der Riese, steht (siehe auch unsere Runenseite), mit dem Sinn: „Der Ase ist des Riesen Gegner“. In den Ragnarök, dem „letzten Geschick der Götter“, gehen Asen und Riesen gegeneinander kämpfend zugrunde.

Der erste Krieg war der Wanenkrieg, über den Snorri in der Edda nur wenig berichtet, um so mehr in der Ynglinga saga. In >der Seherin Gesicht< Strophe 18, der Lieder-Edda, heißt es dazu: „Den Ger warf Odin ins Gegnerheer: der erste Krieg kam in die Welt; es brach der Bordwall der Burg der Asen, es stampften Wanen streitkühn die Flur“. Jener Krieg führte zu einer Symbiose beider Göttergeschlechte ; so lehrte Freyja „zuerst den Asen den Zauber (Seidr), wie er bei den Wanen üblich war“.

Die Asen sind Rater, sind Götter und menschlich zugleich; sie würden altern und müssten sterben, wenn sie nicht Iduns Äpfel äßen.

Asenkraft: Ein Attribut Thors; vor allem durch seinen Kraftgürtel Megingjardar wächst ihm in entscheidenden Augenblicken Asenkraft zu.

Asenpferde: Den dreizehn Asen ist eine gleiche Anzahl von Hengsten zugeordnet. Der berühmteste ist Sleipnir (>Hufschnell, der schnelle Läufer<), das achtfüßige Pferd Odins. Dem Gott Heimdall gehört Gulltopp (>Goldzopf, Goldstirn<), und Balders Hengst, namentlich nicht bekannt, wird mit ihm gemeinsam bestattet. Die anderen Asenpferde heißen Falhofnir (>Fahlhuf< ), Gisl (>Gelber<), Glad (>Muntrer<), Glen (>Glanz<), Gyllir (>Goldig<), Lettfeti(>Leichtfuß<), Silfrintopp (>Silberzopf, Silberstirn<), Sinir (>Sehnig, Sehner<) und Skeidbrimir (>Gleißner<). Wer sie reitet, ist nicht überliefert. Thor hingegen, geht entweder zu Fuß oder er fährt mit seinem Streitwagen.

Weitere berühmte Pferde sind Hrafn (>Rabe<) und das zweitschnellste hinter Sleipnir, der Gullfaxi des Riesen Hrungnir. Der Hengst Rimfaxi gehört zur Nott, so wie Skinfaxi zum Dag gehört.

Asgard: Die Burg der Asen und Asinen, ihre Wohn- und Werkstätte, ihr Prunksitz, ihre Thingstätte. Der Bau dieser himmlischen Burg, mit dem Gattertor Asgrind und der Brücke Bifröst, verknüpft sich mit dem Mythos vom Riesenbaumeister. Jacob Grimm fasst den Zeitpunkt ihrer Entstehung so zusammen: „Nachdem die Götter Himmel und Erde geordnet, Ask und Embla erschaffen, Midgard dem Menschengeschlecht zum Aufenthalt angewiesen hatten, richteten sie sich selbst eine Wohnung im Mittelpunkt der Welt ein, in deren ungeheurem Umfang nun aber eine Menge besonderer Stätten unterschieden werden“ (Deutsche Mythologie).

Diese Stätten sind Walhall im Bezirk Gladsheim, der Palast Walaskjalf mit dem überragenden Hochsitz Odins dem Hlidskjalf, der Bereich der Asen Idavöll, der Bereich der Asinen und Walküren, Wingolf und schließlich auch der Bereich der Lichtalben, genannt Alfheim.

Die Heimstätten der Götter heißen Breidablik, Fensalir, Folkwang, Glitnir, Noatun,Sökkvabekk, Thrudheim, Thrymheim, und Ydalir.

Täglich reiten die Götter über die Asenbrücke zum Urdbrunnen, um dort Gericht zu halten; nurThor geht zu Fuß. Er muss dabei mehrere Flüsse durchwaten, da das Rot der Bifröst Feuerzum Schutz vor den Riesen ist. An der Brücke hält Heimdall in der Himinbjörg Wacht gegen die Riesen.

Asinen: Vierzehn Göttinnen beschreibt die Snorra Edda, als angesehenste Freyja und Frigg. Die übrigen Asinen heißen: Eir, Fulla, Gefjon, Gna, Hlin, Lofn, Saga, Sjöfn, Snotra, Syn, War, Wör.

Ask: Der erste irdische Mensch (Mann) zusammen mit Embla. Aus den angeschwemmten Hölzern Ask (Esche) und Embla (möglicherweise >Weinstock<) schufen die göttlichen Brüder Odin, Wili und We dieses erste Menschenpaar. Nach der Wöluspa (>der Seherin Gesicht<) gab Odin die Seele, Hönir die Sinne und Lodur das Leben.

Aslaug: die Tochter des Sigurd und der Brynhild, ein Urbild der „Klugen Bauerstochter“– später Ragnar Lodbroks (>Lodenhose<) zweite Frau: die Stammmutter der Wölsungen.

Atla: Eine der neun Töchter der Meeresgöttin Ran, die gemeinsam den Heimdall geboren haben.

Atli: Schwedischer König, Sohn des Budli, Bruder der Brynhild; der zweite Ehemann Gudruns, mit der er zwei Söhne hat, Erp und Eitil. Als er Gudruns BrüderGunnar und Högni aus Enttäuschung, dass sie ihm den Hort der Nibelungen nicht aushändigen, töten lässt, tötet Gudrun ihrer beider Söhne, setzt ihre Herzen dem Vater zum Essen vor, macht ihn trunken und erschlägt ihn dann (siehe „Das Alte Atlilied“, Thule Band 1). Das mittelhochdeutsche Nibelungenlied macht aus Atli den Attila (südgermanisch Etzel).

Aud: Sohn des Naglfari und der Nott (>Nacht<). Nicht zu verwechseln mit der Aud aus dem Geschlecht der Skjöldunge, der Mutter Harald Kampfzahns (siehe Hyndlalied).

Audhumla: Die Urkuh und eines der ersten Lebewesen: Als das Eis in Ginnungagap durch die aus Mupell einströmende Hitze schmolz, entstand Audhumla, >die Saftreiche<. Von den vier Milchströmen ihres Euters ernährte sie den Stammvater aller Reifriesen, Ymir . Aus den salzigen Eisblöcken (Reifsteinen); die sie beleckt, kommt das erste menschenähnliche Wesen zum Vorschein, Buri, der Stammvater der Götter. Dessen Enkel wiederum,Odin, Wili, und We, erschaffen das erste Menschenpaar (Ask und Embla).

Aurboda: Gattin des Riesen Gymir und Mutter der Riesin Gerd, mit der sich Freyrvermählte.

Aurgelmir: Siehe Ymir.

Aurwandil: Sommergott, Gatte der Seherin Groa.

Austri: >Oster<, ein Erdzwerg, der laut einer Quelle mit seinen drei Gefährten durch wechselseitigem Blasen den Wind erzeugen. Der personifizierte Osten.